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Einer Schamlosigkeit Blumen aufsetzen, Animation&Inst.

Einer Schamlosigkeit Blumen aufsetzen
Animation und Rauminstallation, 2009
Die Arbeit Einer Schamlosigkeit Blumen aufsetzen (gezeichnete Animation, 2:15 min, in Schleife laufend und Rauminstallation) entstand 2009 im Rahmen des Ausstellungsprojektes Les fleurs du mal, auf Schloss Güstrow (fleurs-du-mal.de, 2009).

In der Animation sieht der Betrachter abwechselnd zwei identische, zwei-dimensionale Figuren (männlich, zuerst nur mit Unterhose bekleidet), die im Laufe der Animation jeweils zu einer bestimmten Rolle angezogen werden. Die Figuren sind wie papierne Anziehpuppen gestaltet – unveränderliche Körper, die einzig durch das Darüberlegen von gezeichneten Kleidungsstücken einen Charakter zugeordnet bekommen. Die eine Puppe wird von links horizontal ins Bild eingeflogen, wo sie dann im Mittelpunkt der Bildfläche stehen bleibt und mit einfliegenden Kleidungsstücken (weite Hose, Melone, viel zu große Schuhe, Bart, etc.) so überdeckt wird, dass ein Bild von Chaplin entsteht. Dann gibt es einen Wechsel, indem die andere (noch unbekleidete) Puppe von rechts in das Bild kommt und dabei die erste Puppe nach links zurückstößt – wie in dem Spiel Newton´s Cradle, wo aufgehangene Metallkugeln einander berühren und sofort wieder abstoßen. Diese Puppe wird nun mit charakteristischen Hitler-Kleidungsstücken versehen. Sobald sie fertig bekleidet ist, kommt ein gelber (Blumen-)Beutel und setzt sich über deren Kopf. Danach wird die Puppe wieder von der anderen (wieder unbekleideten) weggestoßen. Der Hintergrund des Bildes ist einfarbig hell Beige. Die einzelnen Veränderungen in der Animation werden von Geräuschen begleitet, etwa das Ein- und Ausfliegen der Figuren und Kleidungsstücke mit einem Luftzug, oder Klack-Geräuschen für das Befestigen der Kleidungsstücke am Körper der Figur.

Die Animation läuft auf einem Fernseher, der auf einem Podest steht. In etwa zwei Metern Abstand davor befindet sich ein Stuhl, auf den sich der Betrachter setzen kann, um die Animation zu betrachten. Über seinem Kopf hängt - wie eine Trockenhaube - ein gelber Beutel, der auch in der Animation zu sehen ist.

Ausgangspunkt dieser Arbeit ist die Frage nach dem Ursprung des Bösen. Zwei sehr verschiedene und ganz unterschiedlich konnotierte berühmte Persönlichkeiten – der Böse, Adolf Hitler, und der Gute, Charlie Chaplin – werden gegenüber gestellt. Aufgrund einiger biografischer Ähnlichkeiten (im Abstand von nur vier Tagen geboren, beide an Kunsthochschule beworben, etc.) bietet es sich an, über den Vergleich der beiden nach einer möglichen Weichenstellung zu fragen – einer Entwicklung, von demselben menschlichen Ausgangsmaterial, hin zum (weitläufig so verstandenen) bösen, oder guten Menschen.
Der Ausstellungsort, für den diese Arbeit konzipiert wurde, ist ein Nebengebäude des Schlosses in Güstrow. Schloss Güstrow diente zur Zeit des Dritten Reiches als Menschenlagerstätte der Nationalsozialisten.

Die altmodische Ästhetik der Arbeit (Farbigkeit, Frisiersalon, Fernsehgerät) hält die Erinnerung an Vergangenes wach, statt moderne Assoziationen zu wecken.
Einer Schamlosigkeit Blumen aufsetzen, Animation&Inst.
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