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Worte am rechten Platz

Worte am rechten Platz

In Zeiten vom Rechtsruck sollten Worte, die sich an die Öffentlichkeit richten, besonders bedacht ausgewählt werden. Rassismus in der Sprache kommt aber oft versteckt daher und nicht erst bei Beleidigungen wie dem N- Wort. Auch in alltäglich konsumierten Medien, wie den Nachrichten, schleichen sich Formulierungen ein, die Menschen ausgrenzen, Angst schüren und Menschen mit rechtem Gedankengut sich bestätigt fühlen lassen. In meiner Postkarten-Serie habe ich ein paar dieser problematischen Formulierungen aus den Nachrichten der letzten Monate dargestellt, um zum Nachdenken anzuregen und um zu zeigen, wie diese Wörter nur in Zusammenspiel mit einer Illustration wirken.
In der Nacht vom 20.- 21. Juni zogen randalierende Gruppen durch Stuttgart und es kam zu Ausschreitungen und Plünderungen. Am nächsten Tag dann der Artikel der Bildzeitung: „12 Ausländer, 9 Deutsche und 3 Deutsche mit Migrationshintergrund - das sind die Festgenommenen...“. Das ist eine Überschrift, die Angst schürt und die Leute mit rechten Gedanken sich bestätigt fühlen lässt. Außerdem erfindet die Zeitung eine staatsangehörigkeitsrechtliche Kategorie, die Fragen aufkommen lässt, die an die NS-Zeit erinnern. Ab wann ist das Blut rein genug um ein Deutscher zu sein?
Mit meiner zweiten Postkarte möchte ich auf das problematische Wort Einzeltäter aufmerksam machen, das häufig in den Medien mit Tätern von rechtsextremen Gewalttaten in Verbindung gebracht wird. Dieses Wort verharmlost und gibt das Gefühl, als hätten diese Verbrechen nichts miteinander zu tun. 
Das Wort ‚Fremdenfeindlichkeit’ hat sich auch im Sprachgebrauch der Medien integriert, als ein Versuch das Wort ‚Rassismus‘ zu umgehen. Wieso sind diese Menschen fremd und wieso kann man das Problem nicht klar benennen und ‚Rassismus‘ sagen?
Ein Artikel im Juli fand ich besonders schockierend. In der Nacht explodierte ein Wohnhaus in der Sonnenallee, in dem sich auch ein libanesischer Imbiss befand. Ein Anschlag konnte nicht ausgeschlossen werden. Die B.Z. schrieb darauf hin einen Artikel mit der Überschrift „Flambierter Döner? Schnellimbiss in der Sonnenallee explodiert“.
In meiner Serie wollte ich Formulierungen aus verschiedensten Nachrichtenportalen berücksichtigen von der Tagesshau bis zur Bildzeitung. Die letzte Postkarte bezieht sich auf eine Formulierung, die sich in der deutschen Medienwelt glücklicherweise nicht etabliert hat. Der Amerikanische Präsident Donald Trump bezeichnete wiederholt den Coronavirus als ‚China-Virus‘, was der Nachrichtensender Fox- News Channel auch in Überschriften wiederholt. Eine Formulierung, die impliziert, dass hauptsächlich Chinesen den Virus haben, und die zur Diskriminierung einer Menschengruppe basierend auf ihrer Herkunft führt.
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