Fabian Rüther's profile

Freiheit // Freedom

 
 
Freiheit // Freedom
 
176 pages,
70people,
35 national backgrounds,
13 months of work,
1 Photo Book.
 
„Die Welt hat nie eine gute Definition 
 für das Wort Freiheit gefunden“ 
(Zitat: Abraham Lincoln)
 
Eine zutreffende Definition für Freiheit zu ermitteln ist womöglich eben so schwierig wie das Rad neu zu erfinden. Ich kann und möchte Ihnen somit auch nicht meine Interpretation von Freiheit aufdrücken. Würden Umfragen zur Hilfe gezogen werden, um zu definieren, was Freiheit eigentlich ist, würden die Antworten mehr Auskunft über den Probanden als Individuum geben, als Auskunft zur Definition. Im alt erwiesenen Ausschlussverfahren nähern wir uns der Lösung. Denn wir haben durch unser kultur- und geschichtlich geprägtes Wertesystem erlernt, was Freiheit zumindest nicht sein kann. Gesetze, Zensuren, Diktaturen, und Zwänge. Alles Begriffe, die wir konträr zur Freiheit assoziieren würden. Jedoch vergessen wir dabei, das Gesetze (zwar nicht immer und überall) Stützen unserer Freiheit sind. Was passiert, wenn diese nicht vorhanden sind, können wir nahezu monatlich in den USA verfolgen. Ein Massaker folgt in seiner Abscheulichkeit dem nächsten. Dass zu liberale Waffengesetze hier eine erhebliche Teilschuld tragen ist zweifellos. Ich empfand es als meine Aufgabe und auch als schwierigsten Teil meiner Arbeit, Themen in Bezug auf Freiheit auszuwählen und diese in den Mittelpunkt zu rücken. Die Schwierigkeit ist der Vielfältigkeit unserer globalen Geschichte zu verdanken. Schwierig auch, da die Thematik nicht in ihrer Form einem Nachrichtenbericht oder Zeitungsartikel ähneln sollte. Ich wollte eine Identität hinter jedem Bild und jeder Geschichte. Ich sprach also mit jedem Menschen darüber. Mir war ihre Meinung wichtig und ich empfand es als ebenso wichtig die Meinung auch zu verstehen. Die Menschen hinter den Fotos stehen in einer teils sehr intimen und teils abstrakten Verbindung zu dem, was zum Ausdruck getragen wird. Auch wenn jedes Bild seine eigene unverkennbare Handschrift trägt, sind die Gemeinsamkeiten greifbar ersichtlich.
 
 
„The world has never had a good
definition of the word liberty“
(Qoute: Abraham Lincoln)
 
To find a suitable definition for freedom is possibly as difficult as reinventing the wheel. Therefor I can not, and would not want to force my own interpretation of freedom upon you. If a pole was held to define what freedom really means, the answers would reveal more about those asked than information about the subject. However, through a time honored process of elimination we can approach a solution. For we have learned through the cultural and historical set of values, that which cannot be defined as freedom. Laws, censorship, dictatorship and constraints. All our terms that we would consider to be contrary to our concept of freedom. But we forget that laws, although not universally, are pillars of our freedom. What happens, if they do not exist, we can trace almost every month in the US. One horrendous massacre follows the next.  A substantial part of the blame can be undoubtedly laid at the door of the gun laws. I saw it as my task and as the most difficult part of my work, to choose issues relating to freedom and bring them into focus. The difficulty is thanks to the diversity of our global history. I also did not want the work to resemble a news paper article. I wanted there to be an identity behind every picture and story. So I talked about it with everyone. Their opinion was important to me and I felt it was equally important to understand their meaning. The people behind the photos are in a sometimes intimate and sometimes partly abstract connection to what is projected. Although each image carries its own distinctive signature, the similarities are obvious and tangible. 
 
// Vietnam – Julia – Boat People. 
// Vietnam – Julia – Boat People.
 
Im Folge des Vietnamkrieges  1970 in Südostasien versuchten über 1,6 Millionen Menschen aus Angst um das eigene Leben über den Seeweg in das Ausland zu fliehen. An Land war Vietnam ausschließlich von Staaten umgeben, die sich kaum als Zuflucht eigneten. Aus diesem Grund versuchten viele die Flucht über das Südchinesische Meer. Man nannte diese Menschen „Boat People“. Die meisten Boote trugen zwischen 150 und 600 Personen. Die Zustände der Boote waren unzureichend, viele Menschen starben auf dem Seeweg durch Nahrungsmangel, Wasserknappheit und Krankheiten. Somit erreichten über 250.000 Menschen nicht die Küste und fanden Ihren Tod im Meer. Viel Glück gehabt haben dabei die Eltern von Julia Nhi. Sie gehörten zu den damaligen Bootsflüchtlingen und konnten durch ein Rettungsboot in Sicherheit gebracht werden. Mit der Rettung wurde nicht nur Ihr eigenes Leben sondern auch der Weg für Julias und Ihrer Geschwister gesichert. 
 
In 1970, following the Vietnam War in Southeast Asia, over 1.6 million people sought to flee to a foreign country by sea out of fear for their lives. Vietnam was surrounded only by States which hardly lent themselves as a refuge. For this reason, many tried to escape over the South China Sea. 
They became known as „boat people“. Most boats carried between 150 and 600 people. The condition of the boats was inadequate and more than 250,000 people died on the sea through lack of food and water and from disease. The parents of Julia Nhi had better luck with their escape. They were brought to safety by a rescue boat, saving not only their lives but also paving the way for Julia and her siblings.
// Deutschland – Falk Weiß – Wer ist mehr ? 
// Germany – Falk Weiß – Who is more ?
 
„Ich habe mich im Osten nicht wirklich unfrei gefühlt. Ich konnte aus meinem Klassenzimmer Häuser sehen, die in Westberlin standen. Dass ich dort nicht hingehen durfte, war genauso, wie die Tatsache, dass ich nicht so viel Schokolade essen durfte, wie ich gerne wollte und das meine Eltern immer recht haben, auch wenn ich glaube, dass sie manchmal nicht recht hatten. Man darf als Kind nicht alles und muss lernen mit Grenzen umzugehen. Das finde ich auch heute noch so und ich finde Leute lächerlich, die glauben, dass sie frei sind oder die glauben, dass sie freier sind als jemand anderes. Freiheit hat viel mit Selbstverständnis zu tun. Wenn in Amerika die Freiheit propagiert wurde, sich vom Tellerwäscher zum Millionär hocharbeiten zu können und es tatsächlich Leute gibt, denen das gelingt, so wurde in der DDR propagiert, sich als Arbeiter frei von Ausbeutung zu fühlen und es gibt tatsächlich Leute, die das empfunden haben. Der Spruch: „Ich bin Bergmann, wer ist mehr!“ Symbolisiert für mich dieses Selbstverständnis. Ich bin in diesem Land großgeworden. Es ist auch mein Selbstverständnis, auch wenn ich nicht aus einer Arbeiterfamilie stamme. Ich sehe Freiheit grundsätzlich kritisch und empfinde Freiheitskämpfer wie Männer, die mit allen Frauen schlafen wollen, alle Autos fahren wollen, alle Schokolade essen wollen und ihre Eltern nicht achten ... und trotzdem denke ich, sollte man nie aufhören, für die Freiheit zu kämpfen.“
 
„I didn’t really feel that I was not free in East Germany. From my class-room window, I could see houses in West Berlin. The fact that I wasn’t allowed to go there was as clear as not being allowed to eat as much chocolate as I wanted, or that my parents were always right, even though I thought they weren’t. 
As a child you can’t do everything and have to learn to deal with borders. I think that’s still true today. I find people ridicolous who believe that they are free, or more free than anyone else. 
Freedom has a lot to do with self awareness. As in America it is claimed one has the freedom to be able to work your way up from a dish washer to a millionaire and that there are actually people who have managed that, so it was propagated in the DDR, that workers could feel free from exploitation and there are actually people who felt that way. The The saying: „I am a miner! Who is more!“, symbolizes this self awareness and self confidence for me. I grew up in this country. This is also my self image, even though I am not from a working class family. Basically, I see freedom critically and see freedom fighters like men who want to sleep with every woman, drive all cars, eat all the chocolate and not respect their parents... but never the less, I think that one should never stop fighting for freedom.“
// Italien – Alessandra – Vollgas.
// Italy – Alessandra – Full throttle.
 
„Wenn ich mit dem Rennwagen Vollgas gebe bin ich frei. Wir haben von der Uni aus ein Racing Team und bauen unseren Wagen selber. Wir fahren dann auf Events gegen andere Unis. Es ist nichts professionelles aber es macht Spaß.“
 
„I feel free when I am driving the racing car at full throttle. We have a racing team at the university and we have built our own car. We compete in events against other universities. Nothing is professional but it’s fun.“
       
 
 
Special thanks to:
Jasper Keßler // Lenya Bass // Tonia Fechter // Maximilian Siedentopf
Lilian Rüther // Iris Rüther // Andreas Rüther // Gero Szallies
Theresa Ebert // Lena Gauche // Vera Lengsfeld // Jennifer Aßmann
Lorena Schmitz // Aday Demir // Alexander Schärling // Lukas Kaiser
Fatih Özbay // Coralie Witte // Klaudius Breitkopf // Simon Stellwag 
Nina Arnold // Falk Weiß // Wilfredo Sánchez // Harald Schmitz
Adam Lewin // Henry Piweutel // Mathieu Funey // Karishma Keswani Mahadey
Patrick Atkins // Errikos Stamatakis // Eduardo Becchimanzi // Annegret Buchholz
Julia Nguyen // Josefine Tischendorf // Yoojim Sim // Sébastien Dupius
Kin - Luen Shum // Yulia Morozova // Alessandra Porbadnik // Sandra Dinnendahl López
Fabiana La Pietra // Jonathan Fain // Dvyeniya Leonova // Hwang Ju Hyun
Flora Zemlye // Kasia Juno van Schaik // Chu Chi Yeh // Srini Stya
Johana Cerna // Ana Cyrela Mewéz // Mariana Amaral Moreira // Catalina Corral
Andrea Ruiz // Erez Dayan // Saad Aldoseiu // Monika Bencsik
Lin Fang Fang // Maryana Judziy // Maria Paula Lorgia // Teija Vaittinen
Cedric Bijan Soltani Schirazi // Sarah Richter // Serkan Caglar // Gemma Leon Luis
Yani Hu // Lana Selakovic // Anela Vukoja // Sybeen Heyndels // Stephan Bohle 
Institute of Design Berlin: Detlef Helmbold // Julia Becker Rittersbach // Babette Mentzel 
Amnesty International: Frederic Krumbein // Arne Gutsche // Rebekka Macht
 
 
Thank you for your attention.
Best Fabian
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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Freiheit // Freedom

A photobook about freedom. 176 pages. 70 people. 35 national backgrounds. 13 months of work.

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