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Was am Ende bleibt

Realisation: Hardcover book, 94 pages
Exhibition: Werkschau, Mathildenhöhe Darmstadt

In diesem Buch setze ich mich fotografisch mit Erinnerungskultur und Selbstreflexion auseinander. Es ist eine sehr persönliche und experimentelle Interpretation des Themas, die mir einen Einstieg in diesen äußerst komplexen und abstrakten Bereich des menschlichen Denkens ermöglicht. Die Erinnerungskultur wird als ein Oberbegriff aller denkbaren Formen der bewussten Erinnerung, sowie den Umgang mit der Vergangenheit jedes Einzelnen und der Gesellschaft, angesehen.
Im Medium der Fotografie ist die Erinnerung thematisiert, weil jede Fotografie schon im Moment der Aufnahme Vergangenheit ist und somit Gegenwart und Vergangenheit hier unmittelbar aufeinander treffen. Jedes Foto, das die Gegenwart dokumentiert, wird gleichzeitig zu einer Möglichkeit, uns an die Vergangenheit zu erinnern. So wie unsere privaten Erinnerungen eng mit den Bildern unseres Lebens verbunden sind, ist auch die Gedächtniskultur, das kollektive Erinnern, in unserem medialen Zeitalter von Fotografien geprägt. Oft sind Erinnerungen in unserem Gedächtnis verbunden mit Fotos, in denen Momente unseres Lebens aufgezeichnet sind. Und manchmal können wir die wirklichen Erinnerungen nicht genau trennen von den Erinnerungen an die Bilder, die wir von unserer Vergangenheit gesammelt haben.
Es ist sehr wichtig auf Vergangenes zurück zu blicken, sich Erlebtes noch einmal bewusst werden zu lassen und es differenziert zu betrachten, um schließlich Erkenntnisse daraus zu gewinnen. Die familiäre Vergangenheit hat indirekt einen großen Einfluss auf den eigenen Charakter. Die Menschen, mit denen man aufwächst, von denen man erzogen wird und die als Vorbilder dienen, prägen die Persönlichkeit enorm. Vieles wird von Generation zu Generation weitergetragen. Es ist somit ebenfalls sehr wichtig sich immer wieder mit der persönlichen Geschichte zu beschäftigen, um daraus über sich selbst etwas zu lernen und sich schließlich neu zu orientieren.
Doch eine der grundlegenden Fragen ist: Wie viel kann ich wirklich von der Vergangenheit erfahren? Denn Erzählungen oder verbliebene Fotos sind lediglich Mittel, die der Rekonstruktion dienen und begrenzt sind. Es ist niemals möglich die komplette Realität offen zu legen. Es bleiben immer Lücken. Tatsachen werden aus der individuellen Perspektive unterschiedlich interpretiert oder wiedergegeben. Vergangenes wird unscharf, abstrakt und verschwindet allmählich. Erinnerungen verlieren ihre Farbigkeit, bis sich ein schwarz-weißer Schleier darüberlegt. 
Man kann die Vergangenheit somit nur erahnen oder grob nachempfinden. Manchmal ist sie mehr und manchmal weniger klar zu erkennen. Die Lücken nach und nach zu schließen ist ein nie endender Prozess. Doch was bleibt uns am Ende?
 

Was am Ende bleibt
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