Hans Ringenier's profile

Walhalla Theater Wiesbaden

H E I D A C K E R   Architekten
Schulstraße 10, 65474
Bischofsheim / www.heidacker.de
2015 Stegreif Entwurf: - Umbau und Sanierung - Walhalla Theater Wiesbaden
Erläuterungsbericht zur Konzeptidee
 
Situation
Im Herzen der Wiesbadner Innenstadt liegt das 1897 im neo-barocken Stil erbaute Walhalla-Theater seit Jahren im Dornröschenschlaf.
Auf Grund des langen Leerstandes weist das Gebäude einen erheblichen Instandhaltungsrückstau auf und muss für eine neue Nutzung, neben den üblichen Spuren der Zeit, insbesondere bezüglich des Brandschutzes, der Standsicherheit und der Haustechnik komplett überarbeitet werden, dabei ist der Denkmalschutz mit einzubeziehen.
 
Das ursprünglich als „Spezialitäten – Theater I. Ranges“ eröffnete Haus beherbergte in seiner bewegten Geschichte diverse kulturelle Angebote mit Musik, Tanz, Sprache, Varieté, Theater und Film. Darüber hinaus gab es auch ein Restaurant, eine Diskothek, sowie Wohnungen.
In der jüngeren Geschichte zog dann in Teilen der Einzelhandel ein. So ist derzeit (fast) das gesamte Erdgeschoss langfristig an die Bekleidungskette „New Yorker“ vermietet.
Mit dem 2001 gegründeten „Verein zur Förderung zeitgenössischer Kunst e.V.“ lebt auch die ursprüngliche Bestimmung des Hauses für Kultur und Kunst bis heute weiter. Der Verein betreibt derzeit das Programmkino Bambi (UG), eine kleine Studio-Bühne im Foyerbereich (EG) und den Spiegelsaal (1.OG). Dennoch liegt der größte Teil des Gebäudes seit Langem brach.
 
Nutzungskonzept
Im Zuge dieser Konzeptstudie soll das gesamte Walhalla-Quartier seit langer Zeit wieder ganzheitlich und langfristig betrachtet werden. Dabei stehen die geplanten Investitionen selbstverständlich in Abhängigkeit wirtschaftlicher Interessen.
3 Kernnutzungen bilden das angedachte Raumprogramm, das als Kombination von Einzelhandel, Kultur und Wohnen das Gebäude in Zukunft „rund um die Uhr“ beleben soll.
Ein Synergieeffekt mit der grade revitalisierten Nachbarimmobilie „Mauritius Galerie“, die ebenso Wohnungen, Einzelhandel und Kultur beherbergt, steht hierbei im Fokus.
 
1.Nutzung - Einzelhandel
Ausgehend von der zentralen Lage in Mitten der Wiesbadner Fußgängerzone und der bereits etablierten kommerziellen (Teil-)Nutzung des Gebäudes für den Einzelhandel, wird angenommen, dass sich das Gebäude auch in weiteren Teilen langfristig für den Einzelhandel eignet. So soll neben der bestehenden Verkaufsfläche des „New Yorker“ im Erdgeschoss, auch das gesamte 1. Obergeschoss mit Spiegelsaal und großem Saal, sowie die Galerie im 2. Obergeschoss als Verkaufsfläche hergerichtet werden.
 
Durch die Einzigartigkeit der Immobilie könnten die neugestalteten Handelsflächen attraktiv mit einem „Concept Store“ gefüllt werden. Der Begriff bezeichnet im Einzelhandel die ungewöhnliche, meist hochwertige Kombination von Sortimenten und Marken. Concept Stores vertreten eine moderne Auffassung von erlebnisreichem Einkaufen und Kundenbindung, eine Art Mischung aus Warenhaus und Boutique.
Die Ausrichtung orientiert sich, im Unterschied zu Fachgeschäften oder Warenhäusern, an einer spezifisch definierten Zielgruppe z.B. luxus-, design- oder sportaffine Kundenkreise. Für diese soll es in einem Concept Store möglichst alles geben, womit sich die Kunden gerne umgeben und identifizieren. Der typische Produkt- und Markenmix eines Concept Stores besteht aus Mode, Schuhen, (Wohn-)Accessoires, Büchern/CDs, Schmuck, Kosmetik, sowie Dingen des täglichen Gebrauches, wie frischen Blumen und einer Auswahl von Feinkostprodukten. Die Auswahl der Produkte ist zumeist auf Einzelteile beschränkt, die durchmischt nach dem cross-selling-Prinzip präsentiert werden.
 
2. Nutzung – Kultur
Wie die Zeit gezeigt hat, ist es heutzutage leider sehr schwer das gesamte Walhalla kulturell zu bespielen und dabei wirtschaftlich zu betreiben.
Trotzdem soll der Geist des Hauses mit der Integration des „Walhalla e.V.“ weiter fortbestehen. Angelehnt an die Grundsätze des Vereins und den angebotenen kulturellen Veranstaltungen, werden folgende Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt:
Ein neugestaltetes 2-geschossiges Eingangsfoyer an der Hochstättenstraße führt die Besucher (auch barrierefrei) ins Untergeschoss. Von hier aus gelangt man großzügig ins bestehende Programmkino „Bambi“ und in die umgestalteten Räumlichkeiten der ehemaligen Diskothek zum Jazzkeller mit Bühne.
Das 2-geschossige Eingansfoyer ist in Form und Proportion angelehnt an die Räumlichkeiten des Spiegelsaals. Die umgestalteten Räume der Disko sollen die diversen Veranstaltungen des „Walhalla Studios“ aufnehmen, die integrierte Bühne kann für Livemusik, Vorträge, Theater oder Performance genutzt werden.
 
3. Nutzung – Wohnen
Die ehemaligen Wohnungen werden zusammen mit dem unter Denkmalschutz stehenden Treppenhaus wieder hergerichtet und heutigen Ansprüchen angepasst.
 
Architektonische Gestaltung
Der besondere Scharm der Denkmalgeschützten prunkvollen Räume soll wieder hergestellt und dadurch als Anziehungspunkt dienen. Hat man zu Zeiten des Umbaus zur Verkaufsfläche im Erdgeschoss noch dafür gesorgt jegliche historische Gestalt des Bauwerks zu vertuschen, so entspricht es heutigen ästhetischen Ansichten grade den Kontrast zwischen Alt und Neu hervorzuheben und den Ort so seinen einzigartigen Charakter darstellen zu lassen.
 
Die bevorzugte Variante „Ohne New Yorker“ beinhaltet aus architektonischer und Denkmalschützender Sicht die Möglichkeit das Walhalla-Quartier „endlich wieder“ ganzheitlich zu betrachten und ganzheitlich für die Zukunft zu transformieren.
Aber auch die Variante „Mit New Yorker“ ist umsetzbar und lässt noch einen späteren Anschluss der Erdgeschoss-Flächen zu.
 
Neubau / Erweiterung
Die Baulücke an der Hochstättenstraße wird 3-geschossig über-
plant. Das Erdgeschoss dient der Anlieferung, die Obergeschosse schließen an die Verkaufsflächen an. Auch an der Kirchgasse wird das Walhalla über 3 Geschosse bis zu den Nachbarbrandwänden ergänzt. Neben der maximalen Flächenausnutzung des Grundstücks bietet sich so zusätzlich die Möglichkeit dem Walhalla-Quartier an 2 Stellen ein neues Gesicht zu geben und die vollzogene Transformation im Inneren weithin sichtbar zu machen.
Für die Verkaufsflächen bietet sich so die Möglichkeit einer effektiven Außendarstellung. Im Innern wirkt das bislang eher „introvertiert“ genutzte Gebäude plötzlich Licht durchflutet, offen und voller spannender Blickbezüge.
 
Erschließung und Fluchtwege
Der neue barrierefreie Haupteingang der Verkaufsräume erfolgt über den gläsernen modernen Anbau an der Kirchgasse, der zugleich die jetzige städtebauliche „Problemstelle“ aufhebt.  Zusätzlich gelangt man auch über das Bistro im ehem. Walhalla-Foyer an der Spitze der Mauritiusstraße, Ecke Hochstättenstraße zu den Verkaufsräumen. Die Haupterschließung erfolgt neben der bestehenden Freitreppe entlang des Spiegelsaals, die in Zukunft „freigestellt“ zur Geltung kommen soll, über neue Rolltreppen vom Erdgeschoß, über den großen Saal hoch zur Galerie. Bei der Variante „Mit New Yorker“ entsteht stattdessen ein 2-geschossiges Foyer mit Freitreppe und Aufzug an der Kirchgasse.
Die Entfluchtung der Handelsflächen in den Obergeschossen erfolgt im Norden über das vorhandene Thalia-Treppenhaus, im Süden, an der Hochstättenstraße wird das bestehende bisher unwirtschaftliche Treppenhaus flächenoptimiert umgebaut.
 
Die Veranstaltungsräume im Untergeschoss erhalten Ihren Haupteingang über das neue 2-geschossige Foyer.  Notausgänge befinden sich an der Hochstättenstraße, an der Mauritiusstraße, sowie über das Thalia-Treppenhaus und die Bestandstreppe an der Kirchgasse.
 
Barrierefreiheit
Die Verkaufsflächen sind über die Kirchgasse barrierefrei erschlossen, die einzelnen Geschosse werden mit Aufzügen erreicht, zur Galerie am Spiegelsaal führt eine Rampe.
Die Veranstaltungsräume werden ebenerdig an die Hochstättenstraße angeschlossen, ein Aufzug führt ins Untergeschoss.
Die Wohnungen werden über das denkmalgeschützte Treppenhaus an der Hochstättenstraße erreicht.
Ledigleich bei den Wohnungen wird auf Barrierefreiheit verzichtet, besteht hierzu der ausdrückliche Wunsch, müssten entsprechend auch die Bäder, Küchen und Wohnräume barrierefrei gestaltet werden.
 
Fassade und Denkmalschutz
Die beiden neuen Fassaden stehen mit ihrer gläsernen, filigranen, zurückhaltenden Gestaltung zwar im Kontrast zu den reich verzierten, schweren, eher geschlossen wirkenden Lochfassaden des neo-barocken Bestandes, durch Übernahme von horizontalen und vertikalen Teilungen, sowie bestehenden Trauf- und Firsthöhen, widersprechen sie aber nicht, den Grundsätzen der Gestaltungssatzung.
So entsteht eine spannende, gefällige und zeitgemäße Mischung zwischen Alt und Neu.
Walhalla Theater Wiesbaden
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Walhalla Theater Wiesbaden

Stegreif Entwurf (2015) Umbau und Sanierung: Walhalla Theater Wiesbaden

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