Robert F. Hammerstiel's profile

Museum Angerlehner, Thalheim bei Wels, 2014

Make Yourself at Home
Solo exhibition: Robert F. Hammerstiel – exhibition views
 
 
Seit Jahren setzt sich Robert F. Hammerstiel in seinem künstlerischen Werk mit der Sehnsucht des Menschen nach Glück, Geborgenheit, Idylle und Sicherheit und den damit verbundenen Wunschprojektionen auseinander. Die Erkenntnis der limitierten Existenz und des ausweglosen Gefangenseins im sisyphushaften Kreislauf des Lebens sowie eine zunehmende Orientierungslosigkeit in einer als schwer zugänglich empfundenen Welt führen die Menschen zur Schaffung von Ersatzwelten als Rückzugsmöglichkeit. In der Ausstellung beschäftigt sich Robert F. Hammerstiel mit dem Surrogat des privaten Heims: Make Yourself at Home, fühl' dich ganz wie zu Hause – ein glücksverheißender Titel, der gleichzeitig eine ironische Brechung inkludiert, denn das perfekt und liebevoll gestaltete "Paradies" ist letztendlich nur Kulisse, Wunschprojektion und Illusion. Und dennoch ist der Mensch ohne diese "Haltegriffe" – Tücke der Existenz – hilflos seiner Angst vor dem Ungewissen ausgeliefert.
Trust Me – Thuje, 2014
C-Print auf Aluminium, Kassettenrahmen, Acrylglas, 212 x 164 cm
 
Auf dieser Fotografie „posiert“ eine einzelne Thuje in ihrer ganzen Schönheit vor weißem Hintergrund und bietet sich als glücksverheißende Ware an, deren „Echtheit“ wir trauen sollen (trust me). Aber alles ist Täuschung, denn sie ist zwar realitätsgetreu, aber tatsächlich nur aus künstlichem Material hergestellt und somit ausschließlich Ersatznatur, Massenprodukt und Dekoelement. Mit der Fotografie, die die Thuje in Originalgröße zeigt, wird die Ästhetik der Werbe-Bildsprache und deren raffinierte Symbiose von Verlockung und Manipulation gleichzeitig zitiert und konterkariert. Durch das wechselseitige Verhältnis zwischen dem „Porträt“ der Thuje und den Fotografien der Serie Make Yourself at Home VII  im folgenden Raum, die auf andere Weise das Motiv der Thuje aufgreifen, werden verschiedene Ebenen von Realität und Künstlichkeit miteinander konfrontiert.
Playground III, 2007
5 SD-Videos, je 50 Min., Ton
 
In der mehrteiligen Videoarbeit Playground III werden fünf Familien während ihrer Freizeitaktivitäten im eigenen Garten einer standardisierten Reihenhaussiedlung aus der Vogelperspektive gezeigt. Die Bilder sprechen vom Glück und der Geborgenheit, die sie im selbstgestalteten Heim mit Garten und im Kreis der Familie finden. Die Filme werden ungeschnitten in Realzeit gezeigt. Die Tätigkeiten sind bei allen Familien ähnlich, wiederholen sich ständig und werden auch am nächsten schönen Wochenende wieder ganz genauso verlaufen.
Warum bin ich nicht überrascht?, 2012
HD-Video, 9 Min., Ton
 
Das Video versteht sich als Metapher für das Sisyphushafte des menschlichen Tuns. Vergeblich bleibt die Sehnsucht, ans "Ziel" zu gelangen. Immer wieder steigt eine Frau an der gleichen Stelle ins Wasser ihres privaten kleinen Swimmingpools, immer wieder schwimmt sie aufs Neue gegen die Gegenstromanlage, um die existenztragende Illusion von Glück und Weiterkommen aufrecht zu erhalten.
Make Yourself at Home VI, 2014
Installation mit Ready mades (Kunstrasen, 3 Rasenmäher-Roboter, elektroni-sches Audiosystem, 3 Ladestationen, 4 C-Prints auf Aluminium, Kassettenrahmen, Acrylgläser, je 184 x 313 cm)
 
Das Zentrum der Installation bildet eine weitläufige rechteckige Kunstrasen-Fläche, an deren vier Seiten je eine großformatige Fotoarbeit (Serie Make Yourself at Home VII) einen Ausschnitt aus einem von hohen Thujenhecken umgebenen und mit Swimmingpool, Gartenhäuschen und Kinderspielgerä-ten ausgestatteten realen privaten Freizeitareal zeigt. Die Fotografien wurden bewusst menschenleer und in einer Schönwetter-Situation realisiert, wodurch die Kulissenhaftigkeit des Areals betont wird – eine Situation zwischen Realität und Künstlichkeit, zwischen Bedrohung und Idylle.
Auf dem Rasen ziehen drei mit elektronischen Sprachsystemen ausgestattete Rasenmäher-Roboter ihre Kreise und unterhalten sich über den Sinn des Lebens, über Perfektion, Ordnungsprinzipien und sinnentleerte Wiederholungen. Sie sind gefangen in ihrer Arbeit, dem Schaffen eines vermeintlich perfekt gemähten Rasens – ein immerwährendes, gewohnheitsmäßiges Tun ohne Ende, ohne "Erfolg", ohne Aussicht auf Ausbruch.
 
Museum Angerlehner, Thalheim bei Wels, 2014
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Museum Angerlehner, Thalheim bei Wels, 2014

Make Yourself at Home VI, 2014 Installation mit Ready mades (Kunstrasen, 3 Rasenmäher-Roboter, elektronisches Audiosystem, 3 Ladestationen, 4 C-P Read More

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