Nadja Massmann's profile

Landfluchtost Magazine

LANDFLUCHTOST
 
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Weite Wiesen, Kraniche, dunkle Wälder, Rapsfelder, glasklare Seen, marode Straßen, graue Dörfer und leerstehende Wohneinheiten. Herzlich Willkommen in Brandenburg — Wer sich hierher verirrt, den erwartet nicht der Obstgarten einer Hansestadt, kein gepflegtes Pferdeland und auch nicht das Sussex von Berlin. Brandenburg ist anders. Gerade in der Andersartigkeit dieser Region liegt ihre Attraktivität.
 
Brandenburg ähnelt einer Zeitreise. Zwei Busse an einem Tag, Öffnungszeiten sind halbtäglich, Straßenlaternen werden nachts ausgeschaltet, Handy und Internetempfang sind dem Zufall überlassen. Für den Großstädter ist das alles Neuland. Es reizt manch einen, es ist spannend. Aber wie fühlt es sich an hier zu leben? Wer lebt hier? Flucht aufs Land aber vielleicht auch wieder zurück in die Großstadt? Ich lade euch ein auf einen Ausflug durch die Uckermark
 

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Lydia

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— Noch vor wenigen Jahren war Lydia Wahlberlinerin durch und durch. Bis sie durch ihre Freundin Paula das Dörfchen Warbende kennen und lieben lernte. Ein Ausflug mit Freunden aus Berlin ins uckermärkische Land in das Ferienhaus von Paulas Eltern; das bedeutete eine Auszeit vom Lärm, Menschengetümmel, Beton, das hieß Ausspannen, Landluft atmen, Baden im See, Grillen und in der Sonne liegen. 
 
Lydia ist in Mecklenburg auf dem Land großgeworden und lernte die Facetten und Freiräume des Landlebens bereits in der Kindheit kennen. Mit 18 war für sie jedoch schnell klar, dass es nach Berlin gehen sollte. Runter von der Wiese und raus aus dem Wald hinein in die Großstadt. Abenteuer, neue Leute kennenlernen, Geld verdienen und feiern! Nach einer Ausbildung zur PTA arbeitete sie in vielen Berliner Apotheken. Es folgte ein Studium und zu der Zeit lernte sie ihren damaligen Freund Jakob kennen. Neben Arbeit und Studium genoss sie zunächst das Leben in zahlreichen WGs. Doch die Besuche bei Paula auf dem Land brachten eine neue Perspektive in ihr Leben. Die Naturverbundenheit, der Wunsch nach Landluft und Weite keimte auf. Schließlich trafen Lydia und Jakob eine Entscheidung: Sie wollten es ausprobieren und Landflucht begehen. Ob es Glück war oder Schicksal? Sie fanden in demselben Dorf ein Haus zur Miete. Ein richtiges Landhaus das zahlreiche Selbstverwirklichungsräume bot; mit Garten, großer Scheune, Werkstatt, Schafen.

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Wilfried Busse

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‒ Wilfried Buss lebt seit seiner Geburt in Warbende im Nordwesten der Uckermark. Er kennt jeden Winkel des Dorfes und schaut gerne nach dem Rechten. Seit dem Tod seiner Eltern bewahrt er die Vergangenheit in seinem Elternhaus. Das Dorf möchte er nie verlassen. Der Frührentner genießt seine Zeit in Warbende. In der Stadt zu leben kann er sich nicht vorstellen. Andere Orte hat er nie gesehen. Er ist glücklich in seiner Heimat, liebt die Natur, schwimmen im Parmer See und vor allem die Ruhe. Zum Einkaufen fährt er mit dem Rad 10 km in den nächstgelegenen Ort. Die Strecke stört ihn keineswegs, auch nicht im Winter. 
 
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Paula

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‒ Das Paradies liegt in der Uckermark, 20 km nordöstlich von Prenzlau. Dieser Ort ist der neue Lebensmittelpunkt von Paula Dassau. Aufgewachsen in  Mecklenburg Vorpommern und studiert in Berlin, wagt Sie einen Neuanfang in dem kleinen Dorf Warbende. Neun Jahre Großstadtleben, viele Nebenjobs und das wilde WG-Leben sollen nun ein Ende haben. Paula möchte zurück aufs Land. Schon zu DDR - Zeiten hat sie sehr viel Zeit mit Ihren Eltern in der Uckermark verbracht. Ihr Vater kaufte damals das verwunschene Landhaus, welches über viele Jahre als Ferienhaus genutzt wurde. In ihrer Kindheit genoss Paula an Wochenenden und in den Ferien das idyllische Leben und den Charme des kleinen Dorfes. Heute ist es ihr Zuhause. Die studierte Psychologin geht das Wagnis ein und versucht in Warbende Fuß zu fassen. Der erste Schritt ist getan. Seit einer Woche arbeitet Sie als Therapeutin in der nahegelegenen Stadt Neubrandenburg. Nur ihr treuester Hundefreund Nino begleitet sie. Er kann es kaum abwarten, Zeit auf dem Land zu verbringen. Paulas Freunde hingegen bleiben in Berlin. Besonders in der kalten, grauen Jahreszeit wird dies eine Herausforderung für Paula sein. Die Großstadt verlässt sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Sie wird viel zurücklassen - viel Liebgewonnenes, aber auch sehr viel Ballast. 

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Marianne

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— Aus einem Zufall wurde ein zweites Zuhause. Ein kleines Glück nach jahrelanger Arbeit und dem Leben in der staubigen Berliner Großstadt hat sich Marianne in der Uckermark erfüllt. Marianne ist gebürtige Berlinerin, am Prenzlauer Berg aufgewachsen, hat ihr Leben lang und viel gearbeitet. Ohne Pause. Mit einer Leidenschaft für Musik und Literatur studierte sie zunächst Musik, dann soziale Arbeit, promovierte, arbeitete als Lehrerin. Alles noch zu DDR-Zeiten. Nun schnuppert sie seit ihrer Rente frische Landluft.

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Roy

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‒ Seine Reise begann in Leipzig. Roy ist in verschiedenen Pflegefamilien und Heimen aufgewachsen. Schon früh gaben ihn seine ersten Eltern in eine neue Familie nach München, mit 13 wird er im Heim untergebracht. Die näch-ste Familie nahm ihn in Dresden auf. Mit 16 Jahren ist er nun im Heim in Liebenwalde, einem
kleinen abgelegenen Dorf 70km entfernt von Berlin angekommen. Der triste und unscheinbare Ort hat etwa 450 Einwohner, eine kleine Pizzeria und einen Bäcker. Direkt an der Hauptstraße von Liebenwalde steht ein großes, verfallenes Heim. Hier lebt Roy zusammen mit acht weiteren Heimkindern. Seit 3 Jahren verweilt er nun schon in dem kleinen Dorf. Roy fragt sich oft, warum es gerade dieser Ort werden musste. Die Hälfte seines Lebens hat er kein richtiges Zuhause gehabt.
Seinen 18. Geburtstag kann er deshalb kaum abwarten. Dann kann Roy endlich
selbst entscheiden wo die Reise hin geht.

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Landfluchtost


/ book / visitenkarten / film

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Serie Bushaltestellen

/ visitenkarten / 

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Der Ausflug startet in Berlin,
zieht seine anfängliche Inspiration aus den Entdeckungen in den Dörfern um Strausberg. Die Neugierde wächst beim Passieren einiger verlassener Kasernen und kleinerer Orte auf dem Weg nach Prenzlau. Hier startete das Projekt, bei dem ich unfassbar tolle Menschen kennenlernen durfte, die mir Einblicke in ihr Leben schenkten. Von Prenzlau führte mich meine Entdeckungsreise weiter nach Fürstenwerder und nach einer kilometerlangen, huckeligen Straße, letzlich nach Warbende. Ganz in der Nähe prägen eindrucksvoll die schönen Feldberger Seen die Landschaft. In Parmen entdeckte ich das kleine, süße Kräutercafé von Frau Tietz. Abschließend beeindruckte mich ein kleines Dorf bei Oranienburg durch seinen tristen Charme. 
Außerdem faszinierten mich die Bushaltestellen zwischen den Dörfern. 
Woraus ich eine ganze Serie gemacht habe mit bis zu 40 unterschieldichen Haltestellen aus der Uckermark. 
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Book Landfluchtost
konzept

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Es begeistert mich in fremde Welten einzutauchen, persönlichen Geschichten
und Erfahrungen zu lauschen und Menschen von ihrer ganz persönlichen Seite kennenzulernen. Besonders gefesselt hat mich die Offenheit der Menschen im Osten meines Heimatlandes. Das Leben in grauen, kleinen Dörfern, die Abgeschiedenheit,
der Dialekt und der Lebensalltag haben mein Interesse besonderes geweckt. Mit
meiner Abschlussarbeit zum Thema „Landfluchtost“ möchte ich dem Alltag
dieser besonderen Region ein Gesicht geben. 
 
 
 
editorial format & gestaltung
 
Interviewtexte, Nachforschungen und Fotodokumentationen werden in einem Buch vorgestellt. Haptik, Farben und Geruch spielen bei der Wiedergabe der Inhalte
eine besondere Rolle. Die Gestaltung ist eng mit der Recherche und meiner Beziehung zu den dokumentierten Personen verbunden. Hier könnten zum Beispiel zusätzlich Postkarten heraus entstehen. Der Leser und Betrachter wird tief in das Landleben
und in die Werkstätten der Korbmacher, Schmiede, Töpfer und Schuhmacher eintauchen, erlebt sie bei der Arbeit und auch als lebendiger Erzähler, die auf ein
spannendes Leben zurückblicken.

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Landfluchtost Magazine
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Landfluchtost - Abschlussarbeit BTK AK Berlin

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