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Hausarbeit 2022 KISD - Ole Bielfeldt - DESIGN: GRENZE

​​​​​​​DESIGN: GRENZE 
Spüren, um zu Begreifen.
 

Unseren Augen sind natürliche Grenzen gesetzt. Wenn wir etwas sehr Kleines erkennen wollen, haben wir durch das Zusammenspiel von Funktion und Form diese Grenze immer wieder ein Stück weit verschoben: eine Brille, eine Lupe, ein Mikroskop. 
Menschen, die ihre Umgebung in erster Linie über ihren Tastsinn wahrnehmen, müssen Dinge jedoch berühren können, um sie zu begreifen. Alleine in Deutschland sind 1,2 Millionen Menschen blind oder sehbehindert. Weltweit sind es rund 1,1 Milliarden. Trotz vergleichsweise geschärfter Sinne, stoßen diese Menschen unter anderem bei sehr kleinen Objekten an ihre Grenzen. Ziel dieser Arbeit ist es, einen weiteren Schritt zu gehen und ein Ausstellungskonzept zu entwickeln, das Sehbehinderten und Blinden einen dreidimensionalen „Blick durchs Mikroskop“ ermöglicht.



Grundlagen - Prinzip erklärt anhand einer Schallplatte

Ein Mikroskop-Foto von Schallplattenrillen ist für gewöhnlich zweidimensional. Um die Dreidimensionalität zu visualisieren, muss eine virtuelle Tiefenkarte erstellt werden. Sie bildet die Grundlage für ein dreidimensionales Objekt oder Relief, das man ertasten kann.


Eine Tiefenkarte kann entweder mithilfe eines speziellen Lidar-Sensors erstellt werden oder durch Focusstacking berechnet werden.
Beim Focusstacking bewegt sich die Kamera, vom Startpunkt aus, schrittweise auf das Objekt zu. Bei jeder Etappe wird ein Bild gemacht, welches unterschiedliche Bereiche des Objekts fokussiert. Ein solches Ergebnis kann dabei entweder mit einer motorisierten Schiene oder einer von Hand bewegten Schiene erzeugt werden.
Ursprünglich war dieses Verfahren dafür gedacht, Fotos zu erstellen, die keine Tiefenschärfe haben, sondern in allen Bereichen gleich scharf sind. Die Daten können aber auch dazu genutzt werden, um ein dreidimensionales Objekt zu berechnen. Das Resultat ist eine Tiefenkarte (DepthMap) und eine Textur.



Erster Prototyp 

… erstellt mit einem kleinen 3D-Drucker. Druckzeit etwa 3h 40 min, Maße: 10 cm x 6,5 cm. Das Relief der Schallplattenrillen kann bei Bedarf in der Originalfarbe beklebt oder farbig gestaltet werden.







Aus klein wird Groß

Viele Dinge und Oberflächen, die nur durch das Mikroskop zu erkennen sind, können nun durch diese Technik in dreidimensionale Objekte oder Reliefs umgesetzt werden. 
Das können Holz- oder Blattmaserungen sein, Zellstrukturen, Oberflächen von Haaren, Schuppen, Schalen oder Rinden, Insektenfühler oder -beine, winzige Blüten, Sand-, Salz- oder Getreidekörner, Blütenpollen, … die Liste ist endlos.
Oberflächen von einer Schalplatte und einer Holzplatte als Beispiel. 
(Collage zur Visualisierung - Quelle: https://theplaidzebra.com/wp-content/uploads/2015/04/6_blind-people-can-see-art-.jpg)
Jedes Exponat würde aus zwei Objekten bestehen: dem Original-Gegenstand, sofern das möglich ist, und seiner dreidimensionalen Vergrößerung, die abgetastet werden kann - und damit begreifbar wird.





​​​​​​​Ergänzt werden sollte das Ganze durch ein Audio-System, da viele Dinge einen erhöhten Erklärungsbedarf haben und nicht jeder Blinde oder Sehbehinderte Braille lesen kann.
Auch Kinder, die noch stärker mit allen Sinnen lernen und begreifen, könnten von dieser Ausstellung profitieren. Für sie sollten die Exponate farbig gestaltet werden.


3D Druck eines Mohnsamens zum Ertasten.
(Collage zur Visualisierung - Quelle: https://www.theatlantic.com/health/archive/2016/06/multisensory-art/486200/)

Mögliche weitere Beispiele für gescannte Objekte, welche für eine Ausstellung in 3D gedruckt werden könnten. 

Links ein Sandkorn, rechts ein Salzkorn.
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