Wettbewerb Fassadenerneuerung Universität Lübeck

3. Platz / Anerkennung 
Wettbewerb zur Fassadengestaltung am Vorklinikum der Stiftungsuniversität zu Lübeck


Bearbeiter:
Tim Fritzsch, Robert Hollemann, Clemens Jopp, Immanuel Mihm, Robert Stüer, Felix Winter
Das Projekt auf competitionline.com
Entwurfskonzept
Eine wesentliche Zielsetzung des Planungsteams war es, die Gedanken des ReUse und Upcycling in realisierbaren Einklang mit eleganter, den Laborbauten des Vorklinikums angemessener, Materialästhetik zu bringen sowie zugleich positiven Einfluss auf Flora und Fauna auf dem Campus zu nehmen. 
Den Entwurf prägen die leichten, textilen Baukörper der Gebäude 61, 62 und 63, die jeweils auf einem verglasten, rückversetzen Erdgeschoss thronen. Im 1,20m Bestandsraster bieten verschiebbare, mit Textilien bespannte Rahmen, ein dynamisches Fassadenbild und optimalen Sonnenschutz. 
Die Architektur ist passend zu den Nutzungen klar und präzise, dabei zurückhaltend und überzeugend durch reduzierte Materialästhetik. Diese weiße Eleganz wird durch die mit einer neuen Grünfassade eingekleideten, geometrisch aufgeräumten Treppentürme an den Kopfseiten der Hauptgebäude ergänzt. Neben zahlreichen Nachhaltigkeitsaspekten sorgt dies für eine klare Gliederung der Baukörper und erleichtert die Orientierung im Außenraum. Wie schon in der Bestandssituation sind die Gebäude des Vorklinikums auch in diesem Entwurf als Einheit zu verstehen, die auf einen modernen Stand mit zeitloser Eleganz gebracht wurde - auch ein Faktor langfristiger Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. 

Die naturwissenschaftliche Funktionalität der Textilfassade beruht auf jüngsten Ergebnissen des Forschungsprojektes "green.FaCade" an der RWTH Aachen. Das Gewebe der Textilien wird mit Titandioxid beschichtet, das als Katalysator fungiert: schädliche Stickoxide aus der Luft oxidieren an den Textilien, werden beim nächsten Niederschlag als unbedenkliche Salze abgespült und dem natürlichen Kreislauf als Nährstoff wieder zugeführt. Die Fassade leistet damit einen aktiven Beitrag zu Verbesserung der Luftqualität. Einen bauphysikalischen Vorteil bietet die Luftschicht zwischen thermischen Hülle und den Textilrahmen zudem. Diese Pufferzone bringt in den Sommermonaten einen Kühleffekt und verringert die benötigte mechanische Kühlung. Die Grünfassade an den Treppentürmen ergänzt diese positiven Faktoren für die Luft. Neben der zusätzlichen Bindung von Kohlendioxid und der damit verbundenen Freisetzung von Sauerstoff, profitiert der Campus von einer erhöhten Artenvielfalt. Im Bestand sind Teilbereiche der Fassaden bereits (ungeplant) begrünt, so dass mit diesem Entwurf ein noch größeres Stück Natur zurückgewonnen werden kann. Trotz des starren Fassadenrasters ergibt sich durch die Beweglichkeit der Textilrahmen ein dynamisches Fassadenbild, welches die Nutzenden aktiv mitgestalten können. Es entsteht so ein hoch effizienter, individuell einstellbarer Sonnenschutz, bei dem die Blickdurchlässigkeit aus dem Gebäudeinneren weiterhin gewährleistet ist.

Beurteilung durch das Preisgericht:
Die Arbeit überzeugt durch ihren abstrakten eleganten Auftritt der Fassaden der Forschungsgebäude, den begrünte Treppenhaustürme als Ankerpunkte vorgelagert sind.
Erreicht wird diese Eleganz durch geschosshohe, händisch verschiebliche, textilbespannte Rahmen über einem zurückliegenden verglasten Erdgeschoss, die einerseits den notwendigen Sonnenschutz garantieren, andererseits durch ihre transluzente Ausbildung für Lichteinfall und Ausblick sorgen. Die in nur zwei Schienen geführten Rahmen-Elemente ermöglichen allerdings lediglich eine Fassadenöffnung von 50 %, was als Öffnungsfläche nicht ausreichend erscheint. Negativ beurteilt das Preisgericht den Rückbau der bestehenden Brüstung, da dies nur mit erheblichem baulichem Aufwand herzustellen ist und dessen positiven Aspekte der höheren Sichtausbeute durch das Durchstecken des Innenraumes bis zu textilen Fassade zumindest in den Laborbereichen funktional fraglich sind. Überzeugend ist die Idee, zwischen Rahmen und Bestandsgebäude eine bauphysikalisch wirksame Pufferzone
auszubilden, die in den Sommermonaten einen Kühleffekt mit sich bringen soll. Kritisch gesehen wird eine mögliche sommerliche Aufheizung dieser Pufferzone. Die Maßnahmen zur Klimaneutralität wie die Insgesamt leistet die Arbeit durch ihren architektonischen Auftritt und guten Vorschläge zur nachhaltigen Bauweise einen wertvollen Beitrag zu der hier gestellten Aufgabe, vermag aber durch Schwächen in der Funktionalität und zu hinterfragenden bauphysikalischen Annahmen und baukonstruktiven Maßnahmen nicht vollends zu überzeugen. Textilfassade, die durch eine spezielle Beschichtung Stickoxide binden soll, die Ausbildung der thermischen Pufferzone, die PV-Elemente auf dem Dach sowie die Grünfassaden zur Freisetzung von Sauerstoff zur Luftverbesserung sind insgesamt überzeugend vorgetragen, verbleiben aber teilweise zu sehr im Experimentellen. Die Fassadenmaßnahmen sind bis auf den Rückbau der Brüstung wirtschaftlich umzusetzen.
Insgesamt leistet die Arbeit durch ihren architektonischen Auftritt und guten Vorschläge zur nachhaltigen Bauweise einen wertvollen Beitrag zu der hier gestellten Aufgabe, vermag aber durch Schwächen in der Funktionalität und zu hinterfragenden bauphysikalischen Annahmen und baukonstruktiven Maßnahmen nicht vollends zu überzeugen.

Wettbewerb Fassadenerneuerung Universität Lübeck
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